Fanös Segelschiffzeitalter

Zeit der Segelschiffe auf den sieben Weltmeeren

Es ist beeindruckend, dass eine kleine Insel wie Fanö mit nur wenigen Tausend Einwohnern eine so starke Position in der Handelsschifffahrt hatte. Der Erfolg begann 1741, als die Bewohner Fanös die Insel vom König freikauften und ihnen damit das Recht zuteilwurde, Schiffe zu bauen und zu besitzen. Die Schifffahrt bekam schnell große Bedeutung für Fanö, und es gelang, eine große auf der Insel beheimatete Segelschiffflotte zu bauen, die später in der internationalen Frachtschifffahrt eingesetzt wurde.

Aufschwung für Schiffsbauer und Schiffsbedarf

Das Leben auf Fanö ist von jeher mit dem Meer und also auch mit Schiffverkehr verbunden. Die Bewohner der Insel oder „Fannikerne”, wie sie sich selbst nennen, ernähren sich seit Anbeginn der Zeit von der Fischerei. Um 1700 wurden entlang der dänischen Westküste zahlreiche Schiffe benutzt, die auf Fanö gebaut worden waren. Hauptsächlich handelte sich bei den Schiffstypen, die auf der Insel gebaut wurden, um Ewer, Tjalken und Kuffen. Anfang des 19. Jahrhunderts war das Leben auf Fanö für 100 Jahre eng mit der Seefahrt auf internationalen Handelsrouten verbunden. Fanö erlebt einen beispiellosen Aufschwung, und die Aktivitäten zur See gaben in Sønderho und später in Nordby Wohlstand. In Sønderho gab es etwa 4-5 Schiffsbaumeister und 3 in Nordby. Insgesamt waren ca. 100 Mann auf der Insel mit dem Schiffbau beschäftigt.

Die fleißigen Bewohner der kleinen Insel bauten nicht nur richtig viele Schiffe, sie bauten auch Schiffe, die größer waren als die ihrer Kollegen in Svendborg und auf Ærø. Dieser Fleiß führte dazu, dass Fanö um 1860 landesweit die zweitgrößte Handelsflotte nach Kopenhagen besaß.

Die Weltmeere öffnen sich für Fanö

Im ersten Teil des 19. Jahrhunderts fand der Schiffsverkehr in heimischen Fahrwassern, also der Nord- und Ostsee statt, aber neue Handelsrouten setzten lange Fahrten in weit entfernte Gefilde in Gang. Es waren die neuerlichen Handelsbeziehungen mit China, die den Startschuss für eine reißende Entwicklung von Fanös Seefahrtsgeschichte gaben. Während der 1860er Jahre erreicht das erste Schiff von Fanö, die Brigge Conrad, China. Danach wurden auch Japan, Hong Kong und zahlreiche nordchinesische Häfen von Frachtschiffen von Fanö angesteuert. Dieser Handel in fernen Ländern stärkte Fanös Wirtschaft enorm, und man baute noch mehr Schiffe und nahm neue Handelsrouten wie die Fahrt von Holland nach Niederländisch-Ostindien ein.

Fanö machte sich weitere Handelsrouten nach Übersee zu eigen, was auf die anderen dänischen Schiffszentren nicht zutraf. Diese neuen Handelsrouten führten in Länder in Südamerika. Von dort holten die „Fanöskibene” Waren und brachten sie nach Nordamerika oder Europa. Zu diesem Zeitpunkt fand man Schiffe von Fanö in fast alle größeren Häfen der Welt. Die Schiffe kamen nur selten zurück nach Dänemark, sondern segelten auf den sieben Weltmeeren umher und transportierten Waren von einem Ende der Welt zum anderen.

Fanös Flotte wird verkleinert

Fanös Aufstieg und Erfolg auf den sieben Weltmeeren war nur auf Zeit, denn ganz allmählich setzten sich die Dampfschiffe immer mehr durch und stachen die Segelschiffe recht schnell aus. Schon vor der Jahrhundertwende begannen die schweren Zeiten für Fanö, und besonders in den darauffolgenden Jahren litt Fanös Flotte unter der Entwicklung von moderneren Schiffen. Hatte die Insel um 1860 die zweitgrößte Flotte nach Kopenhagen, umfasste die Flotte 1895 128 Schiffe und zwanzig Jahre später war die Anzahl der auf Fanö beheimateten Schiffe auf ganze vier gefallen. Der Schiffbau auf Fanö kam zu einem Ende, als man begann, die modernen Schiffe aus Eisen zu fertigen.

Frauen auf Fanö

Jahrhundertelang war es auf Fanö üblich, dass die Männer zur See fuhren und die Frauen zu Hause ließen. Entsprechend gab es ein großes Mehr an Frauen und Mangel an Männern im arbeitsfähigen Alter. Daraus entstand eine etwas untypische Frauengesellschaft, in der die Frauen alle anfallenden Aufgaben selbst erledigten und extra hart arbeiten mussten, um sich selbst und die Kinder mit dem Spinnen, Weben und Stricken zu ernähren. Auch der schwere Ackerbau und die Viehzucht musste von ihnen erledigt werden. Viele der Frauen waren Witwebn, andere nur Strohwitwen, aber was sie gemeinsam hatten, war die Tatsache, dass sie nur sich gegenseitig hatten. So entstanden die Frauengemeinschaften, in denen die Frauen zusammenzogen und sich die Arbeiten teilten.

Einfluss des Segelschiffzeitalters auf Fanö

Das Zeitalter der Segelschiffe hat Fanös Menschen, ihre Familienverhältnisse und Lebensbedingungen, ihre Wirtschaft, Kleidung, Musik, etc., deutlich geprägt, und mit diesem Teil der Kulturgeschichte kann man sich heute vertraut machen. Machen Sie während Ihres Ferienhausurlaubs eine aufregende Urlaubserfahrung und erhaschen Sie einen Einblick in die Geschichte der Inselbewohner, wenn an den „Fannikedagene” und am „Sønderhodag“ die alte Zeit wiederbelebt wird. Würzen Sie Ihren Ferienhausurlaub auch mit einem Besuch des lokalhistorischen Museums in Nordby, der „Fanö Skibsfart og Dragtsamling“.

Sowohl auf den historischen Festivals als auch im Museum „Fanö Skibsfart og Dragtsamling” können Sie erfahren, inwiefern die Seefahrtsära Fanös kulturelle Entwicklung beeinflusst hat. Unter anderem sind die volkstümliche Musik und die Volkstänze auf Fanö mit der Zeit entstanden. Sie zeugen von Fernweh und starken Traditionen auf der Insel, an denen man weiter festhält. Musik und Tänze sind von Genration zu Generation weitergegeben worden und haben für die Inselbewohner nach wie vor eine große Bedeutung.

Fanö hat eine stolze Trachtentradition, die man auch im lokalhistorischen Museum und auf den beiden Festivals erleben kann, auf denen die Insel gefeiert wird. Über Jahrhunderte bildete die Volkstracht die Alltagskleidung der Frauen auf Fanö. Erst 1972 verstarb die letzte Inselbewohnerin, die täglich die Inseltracht trug. Seitdem wird das traditionsreiche Kostüm nur noch zu festlichen Angelegenheiten getragen. Die Kleidung ist ein weiteres Zeichen von Fanös einstigem Wohlstand in Verbindung mit der Seefahrt und dem daraus resultierenden Kontakt zu fernen Ländern. Die traditionelle Kleidung in den Gegenden um Fanö herum war ärmlicher anzusehen und oft aus einfachem handgesponnenen Stoff. Die Trachten auf Fanö dagegen bestanden aus Silber und feinen Textilien wie z.B. Seide, die die Seeleute für ihre Liebsten und ihre Ehefrauen mit nach Hause brachten.